Die digitale Transformation oder Digitalisierung ist heutzutage ein viel (und heftig) diskutiertes Thema. Die Digitalisierung bietet nicht nur eine Fülle von Möglichkeiten, Prozesse mit neuer Technologie umzugestalten. Vielmehr verspricht sie, Ihr Unternehmen auf der Grundlage von (datengesteuerten) Geschäftsmodellen komplett zu verändern.
Während wir in den ersten beiden Folgen über die allgemeine Herangehensweise an die Digitalisierung und den Smart Scan zur Bewertung der Anwendungsarchitektur geschrieben haben, möchten wir heute einige Erkenntnisse aus der Praxis mit Ihnen teilen.
Marktstudie zur Digitalisierung
In den obigen Episoden haben wir bereits die Bedeutung der Geschäftsstrategie für jede Digitalisierungsmaßnahme hervorgehoben. Wird die Digitalisierung lediglich als Mittel zur Einführung einer beliebigen neuen Technologie in einem Unternehmen eingesetzt, wird die Idee der digitalen Transformation grob missverstanden. Die Digitalisierung kann sich nur dann entfalten, wenn sie dazu genutzt wird, die eigene Geschäftsstrategie und das Geschäftsmodell zu überdenken und neu zu gestalten.
Um Ideen und Anhaltspunkte für die Gestaltung des Geschäftsmodells zu erhalten, haben wir in einer Studie untersucht, wie Unternehmen heute mit der Digitalisierung umgehen.
Durchgeführt wurde die Studie von einem Team von Studierenden der Fachhochschule Hannover (Deutschland). Sie untersuchten 18 deutsche und internationale Unternehmen aus verschiedenen Branchen (Automotive, Maschinenbau, Handel). Die Untersuchung stützte sich auf öffentlich zugängliches Material über die Unternehmen; mit einem Unternehmen wurde ein Interview geführt.
Ergebnisse der Studie (Auszug)
Alle Unternehmen zeigen, dass es nicht mehr funktioniert, einfach das Produkt zu verkaufen, das seit Jahren produziert wird. Sie entwickeln sowohl neue Produkte (13 von 18) als auch die Verbesserung bestehender Produkte (5 von 18).
Bei den neuen Produkten handelt es sich häufig um Softwaredienste, die als Plattform konzipiert sind und in der Cloud angeboten werden. Diese Bemühungen führen zur Transparenz der Daten:
Daten aus den ursprünglichen Produkten (z. B. aus der Erntemaschine eines Landwirts) werden gesammelt, in der Cloud erfasst und dem Kunden (d. h. dem Landwirt) für eine bessere Arbeitsplanung (z. B. den Einsatz von Erntemaschinen oder Rodungsmaschinen oder die Analyse der Arbeit anhand von KPIs) zur Verfügung gestellt.
Ergänzt wird dies durch die Aufnahme weiterer Datenquellen in die Cloud-Plattform (z. B. von Saatgut- oder Düngemittelherstellern).
Nach der Einrichtung einer solchen Plattform sind Erweiterungen möglich, um ein Ökosystem von Produkten und Dienstleistungen rund um das ursprüngliche Produkt aufzubauen: Ein Ingenieurbüro aus der Stichprobe verkauft in der Regel Sensoren und ähnliches, unter anderem Sensoren für Autos und Parkplätze, die von seinen Kunden zum Aufbau von Parkraumbewirtschaftungslösungen verwendet werden. Die Daten der Sensoren werden an die firmeneigene Cloud-Plattform weitergeleitet, wo auch eine App angeboten wird, mit der man die Sensordaten abrufen kann (z. B. um einen freien Parkplatz zu finden).
Es scheint, als ob alle untersuchten Unternehmen noch mit der Digitalisierung ringen, auf der Suche nach der richtigen Initiative, die sie umsetzen wollen und dem richtigen strategischen Gesamtweg. In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass “im Inneren”, also bei den Geschäftsprozessen und dem Datenmanagement, noch viel Arbeit zu leisten ist. Kunden merken schnell, ob eine neue App nur eine “digitale Fassade” ist oder ihnen wirklich einen Mehrwert bietet.
Aber abseits aller Digitalisierungsbemühungen und Geschäftsmodelldiskussionen: Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2017!